Rüdigsdorf

Das ehemalige Reichsdorf „Rüdigsdorf“ liegt nordnordöstlich des Nordhäuser Stadtzentrums in einer Quellmulde der Rüdigsdorfer Schweiz und wurde 1993 zu Nordhausen eingemeindet. Seine Nachbarorte sind Krimderode, Petersdorf, Harzungen, und Buchholz.

Die sieben Höfe in Rüdigsdorf gruppieren sich um die evangelische Dorfkirche St. Jacobi im Zentrum und bilden eine kleine Wohnsiedlung. Solche Wohnsiedlungen werden „Weiler“ genannt. Der Weiler ist von  Laubmischwäldern, Streuobstwiesen, Hecken, Grünland und Äckern umgeben.

Der Ort soll auf eine fränkische Gründung zurückzuführen sein. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Rüdigsdorf am 19. Dezember 1271, danach 1334 und 1370. Die ältesten Namensformen lauten „Rudigsdorf“ und „Rudigestorf“.

Der Krimderöder Lehrer und Heimatforscher Wilhelm Vahlbruch schrieb in seinen Aufzeichnungen, dass der nahegelegene Giebichenhagen ein alter germanischer Götzenwald war, in dem man dem Gott „Wodan“ opferte.
Als Reichsdorf unterstand es bis 1436 nicht dem Gaugericht, sondern dem Gericht des Heiligen Reiches Stuhle in Nordhausen. Jedes Jahr zu Pfingsten hatten die Bewohner Steine zum Bau der Stadtmauer nach Nordhausen zu liefern.

Der letzte Grenzstein zwischen Rüdigsdorf und Nordhausen hieß „Der arme Sünderstein“, weil an ihm die Verbrecher zwischen Stadt und Grafschaft ausgetauscht wurden. Wie in den Nachbardörfern mussten die Rüdigsdorfer 1806 französische Truppen versorgen, die sich im Ort aufhielten.

Die Kirche St. Jacobi in Rüdigsdorf ist eine Filialkirche von Krimderode und ähnelt auf dem ersten Blick der Kirche in Rodishain. Anno 1722 wurde eine Schulwohnung mit dem Bibelvers „Die Zucht halten, ist der Weg zum Leben“ eingeweiht.

Nach der Auflösung der gräflichen Stolberg-Hohnsteinschen Kanzlei zu Neustadt gehörte Rüdigsdorf seit 1882 zum Kreis Ilfeld und seit 1932 zum Kreis Grafschaft Hohenstein. Am 23. März 1993 wurde Rüdigsdorf nach Nordhausen eingemeindet; Rüdigsdorf hat weder einen Ortschaftsrat noch einen Ortsteil-Bürgermeister. Am südwestlichen Ortseingang kam es zu in jüngerer Zeit zur Ortserweiterung.

In Rüdigsdorf wurde seit 1866 das Pustefest begangen. Dabei handelte es sich ursprünglich um eine nach selbstgesetzten Regeln durchgeführte „Sportveranstaltung“ Nordhäuser Handwerker und Kaufleute. Ziel ist es, den treffsichersten Blasrohrschützen zu ermitteln. In der Regel fanden sich 40 bis 50 Teilnehmer nach einem Fußmarsch in Rüdigsdorf ein – die Einheimischen nahmen zunächst nicht teil. Der Schlachtruf beim Wettkampf lautet: Gut Luft!. Es gibt eine Vereinsfahne, sogar gedruckte Programmhefte und eine Reihe von Liedern, die beim Marsch zum Lokal und beim Wettkampf erklingen sollen. Mit den Wettkämpfen wurde der Püstrich geehrt, eine dickbäuchige, eigenartige Metallfigur im Schlossmuseum Sondershausen.

Rüdigsdorf ist nur von Krimderode aus zu erreichen. Hier lässt es sich sehr schön wandern und verweilen. Die Gaststätte mit Pension „Rüdigsdorfer Schweiz“ ist ein beliebtes Ausflugsziel. Jedoch ist die schöne Region durch den Gipsabbau gefährdet, den man jede Kraft entgegensetzen muss!
In Rüdigsdorf lebten 1807 in 21 Häusern 130 bis 140 Sellen. Heute leben 78 Eiwohner in Rüdigsdorf.