Bielen

Der Ortsteil Bielen wurde am 1. Juli 1994 zu Nordhausen eingemeindet.

Der Ort wird erstmals am 16. März 1158 in einer Urkunde Kaisers Friedrich I. „Barbarossa“ als Biela genannt. Friedrich überließ damals dem Nonnenkloster Nordhausen auf Bitten von dessen Äbtissin Cecilia die Reichsburg und den Königshof Nordhausen im Tausch gegen zwei Pfund Denare jährlicher Einkünfte in Windehausen und Bielen.
Besiedelt wurde die Gegend zwischen Bielen und Windehausen schon viel früher. Archäologische Untersuchungen und Funde zeigen auf, dass schon in der Bronzezeit, zwischen 3.000 und 1.600 v. Christus, Menschen hier lebten und ihre Toten bestatteten.

In der Zeit des Fleglerkrieges 1412-1415 erlitt auch Bielen Schaden. Friedrich von Heldrungen war bei einem Vergleich nicht mit eingeschlossen worden und suchte nun eine andere Einnahmequelle, um seine Flegler auf Kosten anderer zu unterhalten. Er verbündete sich daher mit dem Grafen Dietrich VIII. von Hohnstein, Herr zu Heringen, der mit seinem Verwandten, Graf Heinrich IX. von Hohnstein, Herr zu Kelbra, wegen der seiner Ansicht nach ungerechten Aufteilung der hohnsteinischen Güter in Streit lag. Die Flegler zogen raubend und plündernd durch die Goldene Aue und steckten viele kleine Dörfer in Brand. Die Grafschaft Hohnstein wurde dabei schwer verwüstet.

Bielen, das bis dahin im Amt Heringen lag, gelangte 1417 unter gemeinschaftliche Verwaltung der Grafen von Schwarzburg und zu Stolberg.

Die hiesige St. Martini-Kirche ist sehr alt. Schon 1294, als die Zisterzienser-Nonnen von Bischofferode (wüst bei Appenrode) sich mit Erlaubnis des Erzbischofs von Mainz, von da nach Nordhausen begaben und wegen dieser Ansiedelung ein Vertrag mit dem Probst und Kapitel St. Crucis aufgenommen wurde; war unter den Zeugen auch „Theodoricus, Rector ecclesiae in Bila“ benannt.

Alte Ansichtskarte um 1900. Sammlung Iffland

Der Pfarrer und Historiker Leopold schrieb 1817 in seiner Chronik: „Diese Kirche hatte auch noch nach der Reformation bis 1716 Leimbach zum Filiale, welches aber um diese Zeit zu einer besonderen Pfarre gemacht wurde.
Am 8ten Adventssonntage 1659, während der Vormittagspredigt, warf ein wütender Sturmwind den Turm bis auf das Mauerwerk herunter, wobei jedoch niemand Schaden nahm. 1660 wurde er durch den Zimmermeister Hans Geist zu Heringen wieder gut aufgebaut. 1787 wurde der östliche Teil der Kirche fast neu aufgeführt und 1802 der mittige Teil sehr ausgebessert, wobei besonders die Kirche, die bis dahin eine platte Decke hatte, gewölbt wurde. Die gute, noch ziemlich neue Orgel wurde damals auf die Emporkirche versetzt, da sie vorher auf der Unteren stand. Die Pfarrwohnung, samt den Wirtschaftsgebäuden ist gut; die Schulwohnung wurde 1810 beträchtlich vergrößert.“
Seit 1997 erfolgen an der Kirche Sanierungsarbeiten mit Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. 1819 wurde Bielen in die preußische Provinz Sachsen integriert.

Bei dem britischen Bombenangriff auf Nordhausen am 3. April 1945 wurden 17 Einwohner von Bielen getötet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in der Flussaue der Helme für die regionale Baustoffindustrie mit dem Abbau von Kies und Sanden begonnen, es blieben mehrere Baggerseen zurück, die heute unter anderem als Tauchgewässer genutzt werden.

Neben der Kirche hat Bielen mit dem ehemaligen Rittergut bzw. Gutshaus einen wahren Schatz. Die Stadt investierte dort 1,85 Mio. Euro um das historische Gebäude zu retten. Genutzt wird das Gutshaus heute als Kindergarten. Zur Eröffnung der Kita sagte deren Leiterin Monika Hildebrandt: „Den Schwerpunkt der pädagogischen Konzeption werden wir auf die Kneipp-Gesundheitserziehung legen“ und bedankte sich besonders für die Ausstattung eines Kneippbades im Haus.

Neben dem historischen Ortskern hat Bielen mit seiner Gegend einiges zu bieten. Im Ort befindet sich ein über die Region hinaus bekannter Landgasthof. Von hier aus kann man Radtouren unternehmen, die Gegend erwandern oder einfach am „Bielener Kiessee“ baden gehen.

Im Jahr 1817 hatte Bielen 104 Häuser und 650 Seelen. Heute (2020) hat Bielen 1196 Einwohner.

Steffen Iffland