Himmelgarten (Siedlung)

Pfarrer Just Ludwig Günter Leopold schrieb in seiner 1817 veröffentlichten Kirchen- Pfarr- und Schulchronik der Gemeinschaftsämter Heringen und Kelbra, der Grafschaft Hohnstein, der Stadt Nordhausen und der Grafschaften Stolberg – Rosla und Stolberg – Stolberg:

„Der Himmelgarten war vor Zeiten ein Vorwerksgut, das den Namen Rossungen führte. Im 13ten Jahrhundert stifteten Augustiner- Serviten- Mönche hierselbst ein Kloster und gaben ihm den jetzigen Namen. Sie hatten sich kaum festgesetzt, als sie, nach damaliger Gewohnheit reichlich beschenkt, in Nordhausen sich ankauften und anfingen, am Töpfertore sich eine Kapelle zu bauen. Sie bekamen darüber mit dem Rate einen Prozess, den sie verloren und ihr Kirchengebäude (der jetzige Zimmergraben) wieder abtragen mussten. Der Zimmergraben befand sich an der Stadtmauer im Bereich des Töpfertores. Der Graben wurden später aufgefüllt.

Bei der Entstehung der Reformation hielten allhier die stolbergischen Räte Dr. Tilemann Plattner und Dr. Franc. Schüßler mit den nordhäusischen Predigern, Laur. Süße und M. Joh. Spangenberg und dem letzten Prior zu Himmelgarten Johann Pilearius öftere Religionsgespräche und man kann sagen, dass das Reformationswesen hiesiger Gegend hauptsächlich auf dem Himmelgarten zu Stande gebracht worden ist. – Im Jahre 1525 wurde das Kloster von den Bauern verwüstet, die Mönche flüchteten sich nach Nordhausen und brachten ihre Bibliothek in die St. Blasii-Kirche daselbst, wo sie noch ist. Das Kloster aber wurde säkularisiert. Die Herren Grafen taten es an Heinrich von Rüxleben aus, welcher aber den Nordhäusern so viel Verdruss mit der Jagd machte, dass sie ihn beim Kaiser Ferdinand verklagten und ein scharfes Dekret gegen ihn auswirkten. Darauf verpfändeten die Herren Grafen das Gut, nebst dem Dorfe Stempeda, an den Rat zu Nordhausen, lösten aber 1721 beides wieder ein. – Noch bis jetzt steht der untere Teil des ansehnlich gewesenen Kirchengebäudes, welches zur Scheure eingerichtet worden ist. Nach aller Meinung hat zwischen dem Himmelgarten und Nordhausen ein unterirdischer so genannter Mönchsgang stattgefunden.“

Eine aktuelle Betrachtung stellte Hans-Jürgen Grönke, der Vorsitzende des Nordhäuser Geschichts- und Altertumsvereins im September 2014 im Form eines Vortrages vor.  „Das ehemalige Serviten-Kloster Himmelgarten – ein Streifzug durch die Geschichte von den Anfängen bis zur Auflösung“. Quelle TA.

Unweit der Stadt Nordhausen liegt Leimbach – heute ein Ortsteil der Rolandstadt mit der dazugehörigen Ansiedlung namens Himmelsgarten. Über mehrere Jahrhunderte stand hier ein Kloster, welches eine interessante Geschichte aufzuweisen hat.

Ursprünglich gab es an dieser Stelle eine Ortschaft namens Rossungen, die am 21. Dezember 1140 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Durch Kaiser Adolf von Nassau wurde sie neben weiteren Orten in der Goldenen Aue geplündert und zerstört. Wahrscheinlich haben sich die Bewohner in Bielen niedergelassen.Rossungen wurde zur Wüstung, wo alsbald an immer der selben Stelle ein heller Punkt zu sehen gewesen sei – wie eine Sage berichtet, in einem Garten habe man dann eine gesegnete Hostie vergraben vorgefunden. Dies sah man als ein Zeichen Gottes, um an dieser Stelle ein Kloster zu gründen. Papst Johannes XXI. stellte eine Urkunde aus für Mönche des Ordens der Marienknechte vom Paradise (Serviten), die in Hasselfelde ansässig waren. Stifter des Klosters war Graf Heinrich VI. Von Regenstein, der den Mönchen Land und einen Hof schenkte.

Propst Elger vom Domstift in Nordhausen übergab am 4. Juni 1295 die Schenkungsurkunde dem Marienknechts-Kloster und setzte damit den Grundstein für ein neues Kloster des Serviten-Ordens im Bereich der Wüstung Rossleben. Dafür sollten die Mönche nach seinem Tode auf unterschiedliche Art seiner würdig gedenken. Aufgrund andauernder unruhiger Zeiten schütze sich das Kloster durch eine tiefe Grabenanlage. Zudem erhielt es im Laufe der Zeit zahlreiche Schenkungen in Form von Höfen und Ländereien. Alsbald grenzte die Flur des Klosters an die der Stadt Nordhausen, was oft zu Streitereien führte.
 
Umfangreiche kirchliche Rechte verlieh der Erzbischof von Mainz den Mönchen von Himmelgarten. Doch waren sie Bettelmönche und bestritten ihren Lebensunterhalt durch Einsammeln milder Gaben. Im 14. Jahrhundert existierten in Nordhausen drei Bettelmönchskloster: Augustinereremiten, Franziskaner und Dominikaner. Durch Ankauf mehrerer Immobilien in der Stadt Nordhausen lagen die Mönche des Seviten-Ordens des öfteren im Streit mit den Stadtoberen, schlug deshalb auch die Gründung eines Klosters in Nordhausen fehl. Dafür gelang Mitte des 14. Jahrhunderts die Gründung eines kleinen Filialklosters in Oßmannstedt, was aber nicht lange existierte. Dem Kloster stand um 1488 als Prior Johann Ruckesut vor, der den Grundstock zur Klosterbibliothek legte. Zahlreiche Schenkungen fanden dann in der sogenannten Bücherstube ihren Platz.


Nach der Aufgabe des Klosters Himmelgarten diente die noch verblieben Anlagen des Anwesens als Klostergut. Am 10. Juli 1911 wurde bei Ausschachtungsarbeiten im Bereich der Töpferstraße 7 und 9 in Nordhausen ein Kirchenschatz gefunden, der aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem Fundus des einstigen Klosters Himmelgarten stammt.

In der DDR-Zeit wurde das privat geführte Gut enteignet, es wurde zunächst ein VEG und schließlich bis zur Wiedervereinigung als LPG weitergeführt. Letzte Relikte aus der Klosterzeit stellen die Stationssteine dar, die heute im Hof des Nordhäuser Domes aufgestellt sind.

Die Himmelgarten-Bibliothek.

Die umfangreiche Erweiterung der Bibliothek ist vor allem Johannes Pilearius oder Huter zu verdanken, der Jahre später zum Prior des Klosters gewählt wurde. Er besorgte zahlreiche Werke der Humanisten und Reformatoren sowie wissenschaftliche Literatur und versah viele mit Randbemerkungen. Er war es auch, der den Urkunden- und Bücherbestand in den Klosterhof nach Nordhausen brachte, um ihn vor den einsetzenden Bauernaufständen zu schützen. Das Kloster wurde im Zeitraum von Ende April bis Anfang Mai 1525 geplündert, die Mönche fanden in Nordhausen Zuflucht. Zurück ins Kloster wollte niemand. Es wurde zu einer Stolbergischen Domäne. Auf Beschluss des Rates der Stadt Nordhausen wurde 1552 die Bibliothek in der St. Blasii-Kirche unter dem Glockenstuhl deponiert. Pfarrer Heinrich Kindervater erstellte 1917 nach der Verlagerung der Bücher in die Sakristei erstmals einen Katalog, der 305 Schriften aufwies. Viele Bücher befanden sich inzwischen in einem „kläglichen Zustande“ und mussten restauriert werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Bibliothek zunächst im Kalischacht Wolkramshausen zwischengelagert, fand anschließend im Pfarrhaus von St. Blasii ihr Domizil, dann kam sie nach Naumburg und von dort gelangte sie 1989 in das Evangelische Predigerseminar in Wittenberg. Nun wird sie nach Nordhausen zurückgeführt und findet ihren (hoffentlich) dauerhaften Platz in der Flohburg I Das Nordhausen Museum.