Die Kohnsteinsiedlung Obersalza, entstand in den 1930er Jahren. Die Gemeindeverwaltung Salza beschloss 1933 für kinderreiche Salzaer Familien Wohnraum zu schaffen. Mit einem Kostenaufwand von 80 000 Mark hat man die gemeindliche Siedlung „Obersalza“ errichtet. 14 Familien konnten bereits im Jahre 1934 die in ihrer Art recht schmucken Häuser beziehen, und etwa im April 1935 waren weitere zehn Häuser bezugsfertig. Erwähnenswert ist hierbei, dass sämtliche Familien in Erbbaupacht untergebracht sind.
„Auch in den kommenden Jahren wurde weiter gebaut. So hat sich Salza, der Gartenort vor Nordhausen, auch in diesem Jahren vergrößert und bald eine Einwohnerzahl von 5000 erreicht.“ verkündete Bürgermeister Hirt gegenüber der damaligen Tageszeitung.
Am 24. Mai 1937 besuchte ein Redakteur der Nordhäuser Zeitung die neue Siedlung und berichtete wie folgt darüber:
„Wir wohnen hier so schön wie in der Schweiz“
Die Gemeindeverwaltung Salza hat in den letzten Jahren nicht nur die Bautätigkeit im allgemein gefördert, sondern darüber hinaus auch das Siedlungswesen weitest gehend unterstützt. Die Siedlung „Obersalza“ am Fuße des Kohnsteins hat sich bis heute sehr gut entwickelt und da erst in den letzten Tagen die im zweiten Bauabschnitt im Frühjahr in Angriff genommenen zehn Siedlerhäuser bezogen wurden, nahm unser Salzaer Mitarbeiter Gelegenheit, die neuen Siedler auf ihre Scholle zu besuchen.
Hübsch geordnet stehen die schmucken, in hellen, freundlichen Farben gehaltenen Doppelhäuser in entsprechenden Abständen neben- und hintereinander. Bei einer Besichtigung der Siedlerwohnungen kann man sich überzeugen, dass die Siedler recht vorteilhaft wohnen und sich, das ist schließlich die Hauptsache, überaus wohl fühlen. Im Erdgeschoss befindet sich eine helle, geräumige Küche, der sich ein schönes, großes Zimmer anschließt. Während daneben noch ein etwas kleinerer Raum liegt, wird das Dachgeschoss entsprechend ausgebaut, in dem sich noch zwei geräumige Zimmer herrichten lassen, sodass auch für größere Familien genügend Räumlichkeiten zur Verfügung stehen. Das Haus ist zur Hälfte unterkellert und bietet dadurch einen schönen, hellen und geräumigen Kellerraum. Dicht hinter dem Wohnhaus steht das Stallgebäude, in dem sich außerdem die Waschküche befindet. Schließlich sind die Bewohner dabei, hinter dem Stall auf ihrem Gartengelände einen Hühnerhof anzulegen, der von einem gut aussehenden Drahtzaun umgeben wird und dem sich dann der Gemüsegarten anschließt, der zurzeit seine ersten Früchte trägt. Der gesamte Besitz umfasst etwa 1000 Quadratmeter. Im Übrigen gehören ein Schwein, eine Ziege, fünf Hühner, ein Hahn zum lebenden Inventar. Das alles wird von den Siedlern übernommen.
Die Siedler haben, wie wir erfahren, vor dem Bau einen Betrag von 500 Mark zur Verfügung gestellt und 571 Mark durch Selbsthilfe, (Ausschachten, Beton, Malerarbeiten usw.) aufgebracht. An monatlichen Zahlungen für Miete und Abtragung werden etwa 24 Mark erhoben.
Die Bewohner haben bis jetzt schon sehr viel Arbeit geleistet und haben auch in den nächsten Wochen noch tüchtig zu tun, um aus ihrem Besitz, den sie so im Laufe der Jahre erwerben, ein gemütliches Eigenheim zu schaffen.
„Wir wohnen hier draußen so schön wie in der Schweiz“ antwortete eine Siedlerfrau auf die Frage, wie es ihnen hier gefällt. Die Ruhe, die grünen Felder, überhaupt die ganze Umgebung trägt dazu bei, ein gesundes Leben zu führen. In der Tat liegt diese Siedlung in einer reizvollen Gegend. Aus unmittelbarer Nähe leuchten die schroff ansteigenden Felsen des Kohnsteins herunter, während man im Norden einen herrlichen Ausblick auf die Höhen des Südharzes hat. Südlich grüßen hinter dem Gehege die Türme der alten tausendjährigen Stadt am Harz. Wenn dann noch die schon begehrte Haltestelle der Harzquerbahn eingerichtet würde, dann hätte nicht nur diese Siedlung, sondern auch die Stein- und Rolandsiedlung in Krimderode eine weiteren Vorteil und es wäre nicht nur den zahlreichen Siedlern, sondern auch der Bahn damit gedient.“
Zu den Bautätigkeiten in der Gemeinde Salza gehörten auch die „Schurzfell-Siedlung“ die Siedlungsbauten, im Wohngebiet „Auf den Hufen“. Von da aus sollte sich der Wohnungsbau entlang dem Goetheweg weiter nach Norden fortsetzen und somit die Lücke zwischen Schurzfell und Obersalza schließen.
Durch Ausbruch des Krieges kam der Siedlungs- und Wohnungsbau vollständig zum Erliegen. Westlich der Siedlung Obersalza wurde im August das KZ Mittelbau Dora errichtet. Ein großes unterirdisches Werk entstand. Mit der Ruhe und der Idylle war es damit vorbei. 60.000 Häftlinge waren von 1943 bis 1945 hier untergebracht, von denen ca. 20.000 ums Leben kamen.
Nach wie vor ist Obersalza als Wohngebiet sehr beliebt. Leerstand gibt es keinen. Mit der Haltestelle Nordhausen – Krimderode ist auch dieser Stadtteil mit der Straßenbahn und Herzquerbahn erreichbar.
Steffen Iffland