Im südwestlichen Teil der Kreisstadt Nordhausen liegt der Stadtteil Niedersalza, welcher Anfang des 20. Jahrhundert als Siedlung auf Nordhäuser Flur gegründet wurde.
Unweit der heutigen Siedlung Niedersalza, lag das Reichsdorf „Unter-Salza“, was vermutlich auch in den Besitz der Herren von Salza gehörte. Die Nordhäuser Chronik gibt darüber Auskunft: „Im bösen Winter des Jahres 1294 litten die Bewohner der umliegenden Dörfer von Nordhausen, wo die zügellosen Scharen Adolfs von Nassau in der Aue weilten. 22 Dörfer und Weiler gingen in Flammen auf und wurden so zerstört, dass nachher ihr Aufbau nicht lohnte, sondern sie seitdem als Wüstung liegen.“
Zu diesen zerstörten Dörfern gehörte auch das Dorf „Untersalza“. Die Nordhäuser Chronisten teilen weiter mit „Der Sand (Auf dem Sand), die Flickengasse und der Grimmel müssen sich gegen Ausgang des 13. Jahrhunderts besiedelt haben, und man kann auch hier annehmen, daß die Vertreibung der Bevölkerung des größeren Dorfes Niedersalza und des kleineren Niederrode im Jahre 1294 den Hauptanstoß zu der Niederlassung unter den Stadtmauern gegeben hat. Von ihren neuen Wohnsitzen aus bewirtschaftete die Bevölkerung weiterhin ihre ehemaligen Fluren, doch war der gesamte Grund und Boden honsteinsches Eigentum.“
Das Dorf Niedesalza lag in der Nähe der „Alten Mühle“ Reste einer Kirche waren noch bis um 1900 zu sehen. Das Dorfzentrum lag unter den heutigen Bahngleisen im Bereich ndes Stellwerks, wo vor wenigen Jahren bei Gleisarbeiten mehrere Gräber gefunden worden.
In den 1920er Jahren setzte sich der Nordhäuser Stadtrat und Mitbegründer der Nordhäuser KPD Paul Urban (1892 – 1945) dafür ein, dass eine Siedlung zwischen Hesseröder- und Kasseler-Landstraße in Nordhausen angelegt wird. Gut 10 Jahre später entstanden weitere Siedlungsbauten westlich der Salza zwischen Halle-Kasseler-Landstraße und Hesseröder-Straße. Die neue Siedlung erhielt Straßennamen welche nach österreichischen Städten benannt waren. Nach dem Zweiten Weltkrieg, wurden diese Straßen in Vogelnamen umbenannt, seitdem diese Siedlung Volksmund die „Vogelsiedlung“ genannt wird. Die auf Initiative des Stadtrats Urban entstandenen Straßenzüge wurden ihm zu Ehren als „Paul-Urban-Siedlung“ benannt.
Durch die schwere Bombardierung Nordhausens wurde auch ein Großteil der Kirchen zerstört. Gerade die Nikolai- und die Jacobikirche hatten ihre Gemeindeglieder bis in den westlichen Stadtvierteln der Stadt. Um den südwestlichen Teil wieder mit Gottesdiensten abdecken zu können, bedarf es den Neubau einer Kirche – der Justus-Jonas-Kirche.
Die Grundfinanzierung geschah durch ökumenische Spendenaktionen von evangelischen Christen in den USA und durch einen Wiederaufbauausschuss des “Hilfswerks der Evangelischen Kirche in Deutschland”. Tragende Konstruktionsteile, Fenster und Türen wurden gespendet. Fundament, Außenmauerwerk und der Rest waren Gemeindesache. Die Spendenmittel betrugen für die „Justus – Jonas – Kirche“ ca. 50.000 DM vom Evangelischen Hilfswerk und ca. 10.000 Dollar vom Lutherischen Weltkonvent. Insgesamt wurden 48 Kirchen geplant. 43 Kirchen wurden gebaut. 41 Kirchen existieren noch. Es gab 2 Grundtypen mit Variationsmöglichkeiten und Anpassung an die örtlichen Begebenheiten.
Am 9. Dezember 1949 war Grundsteinlegung und am 9. Juli 1950 die feierliche Einweihung durch Bischoff Müller. Der Entwurf dieser Kirche stammt von dem Architekt Otto Bartning (1883-1959). Ein kostbarer Taufbrunnen aus dem Jahre 1429, welcher von der St. Petrikirche stammt und die Bombardierung überstand, befindet sich heute in der Justus-Jonas-Kirche wie auch eine Uhrenglocke der St. Petrikirche.
Nach 1990 entstanden weitere moderne Eigenheime in Niedersalza. Heute leben in diesen Stadtteil ca. 1.600 Einwohner.
Steffen Iffland