Rodishain

Heute besuchen wir den sehr idyllische gelegenen Ort Rodishain, der seit dem 1. Dezember 2007 zu Nordhausen gehört. Die Rodishainer wohnen direkt an den Ausläufern des Südharzes, an der Grenze zu Sachsen-Anhalt. Näher als die Rodishainer, wohnt kein Nordhäuser am Harz. Eine alte Chronik lässt sich nicht auffinden, doch sollen sich die ersten Siedler zwischen 1190 und 1205 dort niedergelassen haben. Der Ort selbst wird erstmalig im Jahr 1221 in einer Urkunde des Klosters Walkenried erwähnt. Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts war Rodishain ein „Gräflich Stollbergisches“ Bergbaugebiet. Nach Einstellung des Bergbaus verdienten sich die Rodishainer als Wald- und Forstarbeiter, wie auch als Bauern und Handwerker ihren Unterhalt.

Blick auf Rodishain, Foto Steffen Iffland

Aus der Kirchen-, Pfarr- und Schulchronik des Pastors Just Günther Ludwig Leopold von 1817 erfahren wir: „Dieses Dorf liegt in einem schmalen Tälchen gleichsam versteckt; allein im dreißigjährigen Krieg wussten es die Feinde oft genug aufzufinden und ihm viele Drangsale zuzufügen. 1625 den 6. Oktober stand es die ersten Drangsale aus. Im Jahre 1631 musste einst Alt und Jung nebst Vieh und Allem in den Wald flüchten, und der Pastor Österreich hielt unter Furcht und Zittern „Aller“ seine Osterpredigt auf einer Kohlstätte, taufte auch ein im Wald geborenes Kind. 1635 wurde es abermals von den Schweden ausgeplündert; dasselbe Schicksal hatte es im Dezember 1641.“ Diese Besetzungen und Plündereien für das kleine Rodishayn waren selbst nach 200 Jahren bemerkenswert, so dass Leopold weiter ausführt: „Wie ein Ort, der seinen Verdienst größtenteils aus dem nahen Walde und von der Viehzucht hat, seinen Früchtebedarf, aber nicht einmal hinlänglich baut, – wie der damals eine solche Menge Menschen erhalten konnte! Denn drei Tage lang saßen im Pfarrhause und in jedem größeren Bauernhause 20 Reiter und 40 – 50 Mann Fußvolk, welche unterhalten werden mussten. Das ist heute (1817) kaum zu begreifen und hätten wir nicht zu unseren Zeiten ähnliche Erfahrungen gemacht, so würde es uns völlig unglaublich vorkommen.“

Ursprung des Namens
Der Ort hat seinen Namen offenbar vom Ausrotten eines Hayns. Pastor Leopold schreibt, „… man sagt, er habe ihn davon, dass Jemanden, der um einen Wohnplatz für sich und mehrere Bekannte anhielt, vom Herrn des Waldes zur Antwort gegeben worden sei: „Rode diesen Hayn“.

Kirche
Eine erste Kirche als Vorgängerbau der jetzigen Kirche St. Philippi und Jacobi, wird in einem Erbschaftsregister von 1531 erwähnt. Nach Leopold stand ehemals über dem Nußhayne nach Rodishain zu, noch eine Kirche die Hundskirche (Hunnenkirche oder Hunoldskirche) genannt, welche 1731 an den Herrn Grafen verkauft wurde.

Die heutige Kirche wurde 1604 als eine einschiffige Saalkirche am westlichen Dorfrand erbaut. Der Kirchturm besitzt einen fast quadratischen Grundriss und besteht aus einem mit massiven Bruchsteinen gemauerten Turmschafft, einem Fachwerkaufsatz und einem ziegelgedeckten Satteldach. Das Langhaus nimmt die Breite des Turms auf, daran schließt sich in östlicher Richtung noch die Sakristei an.

Im Jahr 2007 ist der Turm saniert und das Dach in den Jahren 2008/2009 neu errichtet wurden. Zuletzt fanden umfangreiche Arbeiten im Inneren der Kirche statt.

Sagen
Von den zahlreichen Sagen um Rodishain soll die von der „Hebamme und die Kinder in der Räder-See“ vorgestellt werden.
In Rodishain, welches früher ein Kloster gewesen sein soll, war eine Hebamme, bei der klopfte es abends nach zehn Uhr. Da stand eine Kutsche mit vier Schimmeln vor der Tür. Die Hebamme musste sich in die Kutsche setzen und die vier Schimmel fuhren in die Räder-See, wie auf einer Straße. Unten in der Räder-See fand sie mehrere Familien von Hütten- und Bergleuten, die das Geschäft der früheren Bergleute unterirdisch fortsetzten. Unter ihnen auch eine Wöchnerin, die einen Knaben gebar. Die Hebamme musste sich drei Tage dort aufhalten und wurde anschließend reich beschenkt und ward ihr versprochen, so lange Rodishain stände, sollte dort keine Feierbrunst sein.

Durch den Ort fließen der Ronnebach und der Wolfsbach. An letzteren liegt das überregional bekannte Hotel mit Gastwirtschaft die „Wolfsmühle“, an der auch ein Campingplatz angeschlossen ist. Von hier aus kann man die ganze reizvolle Gegend erwandern oder mit dem Fahrrad erkunden. Auch für Tagesausflügler lohnt sich ein Besuch in den äußersten nördlichen Zipfel des Landes Thüringen.

Rodishain hatte 1817 in 53 Häusern 255 Seelen. Heute hat Rodishain 252 Einwohner.

Steffen Iffland